R(h)um mit „h“ oder ohne? Eine Frage der Sprache? Oder des Geschmacks? Weder, noch. Der Grund für die zwei Schreibweisen liegt tiefer: Die Herstellung macht das „h“. Rhum – meist mit dem Zusatz Agricole – ist eine Spezialität aus frischem Zuckerrohrsaft. Rum ohne „h“ wird aus Melasse gemacht, einem Beiprodukt der Zuckergewinnung. Der Rhum mit dem „h“ kommt aus französischsprachigen Karibik-Regionen. Dadurch, dass er aus frischem Zuckerrohrsaft produziert wird, ist sein Geschmack deutlich anders als der seiner Vettern aus Melasse. Der Anteil von Rhum an der gesamten Produktion beträgt aber nur etwa etwa 3 % weltweit.
Wer nun meint, jeder aus Zuckerrohrsaft destillierte und aus der Karibik stammende Rum sei ein Rhum, der weiß nur die halbe Wahrheit. Rhum Agricole wird nämlich ausschließlich auf den französischen Antillen und nach AOC-Vorschriften produziert. Und es gibt auch nur drei Länder, die offiziell für seine Herstellung zugelassen sind: das sind Martinique, Guadeloupe und La Réunion. Dabei handelt es sich um Inseln, die alle drei französische Übersee-Départments sind.
Die Herstellung: Der Rohstoff ist wie gesagt Zuckerrohr, wie es weltweit in Hunderten von Sorten in tropischem Klima angebaut und meist von Hand geerntet wird. Nach der Ernte werden die Halme zerkleinert und anschließend ausgepresst, um daraus Zuckerrohrsaft zu gewinnen. Der wird von Schwebstoffen gereinigt und dann zum Fermentieren gebracht. Hefe leitet die Gärung der Maische ein und führt dazu, dass der Zucker in Alkohol umgewandelt wird. Zuckerrohrsaft enthält mehr Zucker als Melasse und liefert daher auch eine kräftigere alkoholische Basis. Es folgt die Destillation von Agricole Rum, bei der ein Brennkessel (pot still) für die kontinuierliche Destillation bevorzugt zum Einsatz kommt, obwohl seine Herstellungsweise komplizierter ist. Er gilt als traditioneller und hochwertiger.
Wir meinen: pot oder column, frischer Saft oder Melasse, industriel oder agricole – Hauptsache, geschmackvoll!